Filmtanz, Tanzfilm und getanzter Film

4.2 Digitaler Film- und Videotanz

Mit der Entwicklung digitaler Technologien sind die Grenzen des Videotanzes noch schwerer bestimmbar geworden. Er vermischt sich mit Ansätzen aus dem Bereich des experimentellen Films, des Musikvideos oder der Bearbeitung von Filmbildern beim VJing – mithin Bereichen, in denen die musikalische Komponente jeweils wieder eine stärkere Rolle spielt. Gerade beim VJing findet zuweilen ein expliziter Rückgriff auf den abstrakten Avantgardefilm der 1920er und 1930er Jahre statt.[21] Filmische Sequenzen werden dabei live oder im Studio rhythmisch zur Musik gemischt und geloopt, das filmische Material wird zur Musik geschnitten und montiert, wobei es sich in der Regel vom kommerziell ausgerichteten Musikvideo dadurch unterscheidet, dass es selten die Musiker zeigt und durchaus abstrakt sein darf. Ähnlich wie beim frühen Avantgardefilm entsteht so ein filmischer Tanz abstrakter Formen, ein Tanz von Grafiken, Objekten oder Clip-Sequenzen, der mit filmischen, nun allerdings digitalen, Mitteln produziert wird. Auch im Musikvideo kann Tanz ornamental werden: Die in kaleidoskopartige Untersicht montierten Aufnahmen der Tänzerin in dem Video zu The Zephyr Song (US 2002, R: Jonathan Dayton und Valerie Faris) der Red Hot Chili Peppers erinnert an die abstrahierten Revuegirls von Busby Berkeley. Zugleich gibt es digitale Videoarbeiten, die expliziter als der Videotanz an die Tradition des filmisch generierten Tanzes anknüpfen und dabei die musikalische Komponente in ihre Arbeit mit einbeziehen. So versetzt Antonin De Bemels in seinem Video Au quart de tour (BE 2004) einen Tänzer in einen stroboskopischen Tanz, dessen Rhythmik auf der Komposition des Musikers Rob(u)rang basiert.

Vgl. die DVD Director’s Cut (2003) von Rechenzentrum mit Titeln wie 35mm oder lye. Das VJ-Kollektiv Pfadfinderei hat 2007 eine VJ-Performance mit Remixes von Oskar Fischingers Filmen gestaltet.  
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