Filmtanz, Tanzfilm und getanzter Film

2.1 Die goldene Ära des Tanzfilms in den 1930er Jahren

In den 1930er Jahren lassen sich beim Tanzfilm zwei Tendenzen feststellen: Auf der einen Seite fasst der Tänzer Fred Astaire seine Position sehr markant mit dem Ausspruch Either the camera will dance or I will[13] zusammen. Er sieht den gesamten filmischen Apparat im Dienste des Tanzes: Die Kamera soll dem Tanz in langen Einstellungen mit möglichst wenigen Schnitten folgen, die Tänzer sind möglichst in Ganzkörperansicht wiederzugeben. Die zum kontinuierlich abgespielten Musikstück umgesetzte Choreografie soll ebenfalls ein Kontinuum bilden. Mediale Besonderheiten des Films werden dabei zugunsten der Illusion einer bühnenähnlichen Performance zum Verschwinden gebracht.

Auf der anderen Seite entwickelte Busby Berkeley einen Ansatz, der auf spezifisch filmische Möglichkeiten setzt. Bereits das Setting geht in der Regel über Bühnenarchitektur weit hinaus. Vor allem jedoch bricht Berkeley mit der monodirektionalen Blicksituation des Theaterzuschauers. Zahlreiche Schnitte bieten unterschiedliche Ansichten, wobei diese jeweils auf die rhythmische Struktur der Musik abgestimmt sind. Charakteristisch für Berkeley ist der Top-Shot, die senkrechte Kameraperspektive von oben, welche die tanzenden Personen zu abstrakten Formationen werden lässt, die an die abstrakten Formenchoreografien von Oskar Fischinger denken lassen, wie etwa bei der Wasserchoreografie zu By a Waterfall aus Footlight Parade (US 1933, Lloyd Bacon).

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