Malerei und Musik

6 Neue Ansätze am Beispiel von Konstruktivismus und De Stijl

War die Debatte um Relationen zwischen Musik und Malerei, zwischen Farben und Tönen, vor dem Ersten Weltkrieg durchaus von irrationalen, theosophisch beeinflussten Vorstellungen durchzogen, suchten Kandinsky, Klee, Itten und andere am Bauhaus nach lehr- und lernbaren Methoden, Malerei in Beziehung zur Musik zu setzen.

Im Dialog mit der Musik standen ebenfalls die Konstruktivsten, auch wenn ihre Werke – zumindest bei Rezipienten, die mit Musik diffuse Stimmungen verbinden – wenig musikalische Assoziationen wecken. Lissitzky, Popova und Rodčenko begriffen zum Beispiel Harmonie, Rhythmus und Melodie als exakte Wahrheit, weil der Konstruktion genauso ermittelbare, überprüfbare Gesetze zu Grunde lägen wie der Musik.

Im Stijl[19] verlief die Entwicklung ähnlich. Hatte van Doesburg anfangs gehofft, bei der Arbeit mit dem Motiv Lehren aus der Musik Bachs ziehen zu können, galt ihm alle klassische, nicht zeitgenössische Musik mit dem Ende der 1910er Jahre als zu sehr vom subjektiven Ausdruckswillen bestimmt.

Sowohl Doesburg als auch Mondrian setzten sich außerdem intensiv mit dem Tanz auseinander. Mondrian teilte die Begeisterung für Jazz mit Man Ray oder Matisse, die mit der Betitelung von Gemälden nach diesem Musikstil aber nicht zwangsläufig strukturelle Beziehungen ihrer Werke zum Jazz behaupteten, sondern sich zum Experiment, zur Großstadt, zum Bruch mit Konventionen bekannten. Eine übergreifende Synthese dieser Themen gelang Mondrian mit Broadway Boogie Woogie (1942–1943).

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