Gesamtkunstwerk

5 Ausstellung und Bühne als Gesamtkunstwerke

Die Opern- und Theaterbühne bleibt bis ins 20. Jahrhundert hinein ein bevorzugter Ort zur Aufführung künstlerischer Entwürfe, die an einer Synthese von Ton, Musik, Text und Darstellung arbeiten. Jedoch gibt es schon um 1900 Bestrebungen in der bildenden Kunst, den von Künstlern entworfenen Ausstellungsraum als Gesamtkunstwerk zu inszenieren, wie z. B. im Rahmen einer Gruppenausstellung der Wiener Sezession 1902, in der Max Klingers (1857–1920) Beethoven-Skulptur im Mittelpunkt stand.[24] Der missionarische Drang, die Massen von der eigenen künstlerisch-religiösen Vision zu überzeugen, verleitete den theosophisch geprägten russischen Komponisten Alexander Skrjabin (1872–1915) zu utopisch-monumentalen Architekturkonzepten. Er, einer der Wegbereiter atonaler Musik, entwarf eine tempelartige Halbkugel in Indien, in der Tausende Menschen durch die Aufführung eines Mysteriums zur Erlösung geführt werden sollten. Skrjabin entwickelte die messianische Vorstellung von einer kollektiven Ekstase: Alle Elemente sind vermengt, aber alles, was sein kann, ist darin enthalten. Farben blitzen auf, Empfindungen entstehen und undeutliche Wünsche.[25]

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