Electroplankton

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Screenshot aus Electroplankton (2005) von Toshio Iwai
© Nintendo

Der japanische Multimedia- und Installationskünstler Toshio Iwai setzt sich seit Mitte der 1980er Jahre intensiv mit der Entwicklung interaktiver audiovisueller Installationen und Software auseinander. Nach seinem ersten Music Video Game Otocky (ASCII 1987) entwickelte er im Jahr 1992 die Installationen Well of Lights und Music Insects im Rahmen einer Residency am Exploratorium in San Francisco. Music Insects, das mit der Computersimulation klangerzeugender Lebewesen arbeitet, kann als Prototyp für die Entwicklung des leider niemals publizierten Spieles Sound Fantasy betrachtet werden, das Iwai Anfang der 1990er Jahre für Nintendo erstellte. Mit dem Spiel Sim Tunes (Maxis 1996) konnte Iwai seine Vision von autonomen klangerzeugenden Insekten, deren Verhalten durch die SpielerInnen beeinflusst wird, schließlich umsetzen. Hier bestimmen die Ausgangspositionen, Bewegungsrichtungen und Geschwindigkeiten verschiedenfarbiger simulierter Käfer in der Interaktion mit anderen Parametern die

Melodik, Tonart und Tonlängen der von SpielerIn und System generierten Musik. In diesem Sinn kann Sim Tunes als direkter Vorläufer für das Spiel Electroplankton (2005), das Iwai für die Nintendo DS-Konsole entwickelte, verstanden werden. Es unterscheidet sich von klassischen Computerspielen dadurch, dass es weder einen Gewinn noch ein Punktesystem gibt. Es setzt sich aus zehn verschiedenartigen Musikspielen zusammen, die jeweils nach verschiedenen Planktonsorten benannt sind. Biologische Phänomene werden als visuelle und funktionale Metapher eingesetzt, auf deren Basis die simultane Erzeugung von Bildern und Musik möglich wird. Ein Spiel wie Electroplankton ist ein sehr gutes Beispiel für die Vermischung von herkömmlicherweise unterschiedlichen Funktionen wie Komponieren, Aufführen und Wahrnehmen im Bereich des Audiovisuellen. Das Spiel zielt deutlich auf eine individuelle und interaktive audiovisuell-ästhetische Erfahrung, wobei die Rollen von KomponistIn, PerformerIn und Publikum im spielenden Subjekt zusammenfallen. Das ist insofern bedeutsam, als hier eine neue und besondere Dimension erkennbar wird innerhalb jenes weiten Gebietes, das mit dem Begriff Visual Music abgedeckt wird. Vielleicht mag es ein wenig weit hergeholt wirken, ein audiovisuelles Simulationssystem wie Electroplankton als ein Musikinstrument zu bezeichnen, dennoch deutet einiges in diese Richtung, insbesondere weil das Spiel zahlreiche neuartige Interaktionsmöglichkeiten bietet, um Klang mittels biophysischer Metaphern zu manipulieren und zu beeinflussen.



 

Werkdetails
  • Originaltitel: Electroplankton
  • Datum: 07.4.2005 –
  • Genre: Videospiel

Spezifikation
Interaktives Musik-Videospiel


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