Couleurs de la Cité céleste

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Partiturausschnitt aus Couleurs de la Cité céleste (1964) von Olivier Messaen, Alphonse Leduc AL 23624
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Alphonse Leduc et Cie, Paris

Wenn ich Musik höre, sehe ich entsprechende Farben, betonte Olivier Messiaen einst in einer Rede und brachte damit auf den Punkt, was er wiederholt zu erläutern versuchte: Es sind wunderbare, unaussprechliche Farben von außerordentlicher Vielfalt. Wie sich die Töne regen, verändern, bewegen, so bewegen sich diese Farben mit ihnen in fortwährenden Verwandlungen.[1] Für Messiaen bestand eine zwingende Verbindung zwischen bestimmten Tonkomplexen (Modi, Akkorde) und Farbkombinationen, die er genauestens beschrieb.[2] Seine Farb-Klänge (les sons-couleurs) hatten für ihn eine ganz herausragende Bedeutung: In seiner tiefen Religiosität war Messiaen der Ansicht, dass die Farbenmusik – ähnlich wie die Kirchenfenster des Mittelalters – im Überwinden des üblichen Erfassens zu einem Geblendetsein und letztlich zum Glauben führe.

Mit der Rosette einer Kathedrale aus flammenden und unsichtbaren Farben verglich er auch seine Komposition Couleurs de la Cité céleste (Farben der himmlischen Stadt) für Klavier, Bläser und Schlagzeug. Angeregt vom Buch der Apokalypse (Offenbarung des Johannes), schuf Messiaen das Werk 1963 und arbeitete unter anderem mit indischen und griechischen Rhythmen, gregorianischen Themen, Vogelgesängen und natürlich mit Farb-Klängen. Im Vorwort hierzu schrieb er: Die Form dieses Werkes ist gänzlich von Farben bestimmt. Die melodischen oder rhythmischen Themen, die Ton- und Klangfarbenkomplexe entwickeln sich wie Farben. […] Die Ton-Farben ihrerseits sind Symbol der ›Himmlischen Stadt‹ und ›Dessen‹, der in ihr wohnt.[3]

Messiaen trug die jeweiligen Farbennamen in die Partitur von Couleurs de la Cité céleste ein, was er bereits 1962 einmal in seinem Orchesterwerk Sept Haïkaï (im 5. Satz) getan hatte. Zusammen mit Chronochromie (1959/60) stellen die genannten Kompositionen einen Höhepunkt in seiner Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Farbenmusik dar.




 

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