Epileptic Seizure Comparison

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Filmstreifen aus Epileptic Seizure Comparison (1976) von Paul Sharits
© Paul Sharits, courtesy Anthology Film Archives

Paul Sharits gilt zusammen mit Tony Conrad, Michael Snow und Hollis Frampton als einer der zentralen Vertreter des Strukturellen Films. Sein besonderes Interesse galt dem sogenannten Flicker-Film: einer schnellen Folge schwarz-weißer oder monochromer Einzelbilder, deren unterschiedliche Intensität und Rhythmisierung ein intensives Erleben des Flackerns erzeugen. Nicht selten entsteht für den Betrachter dieser Filme der Eindruck von Mustern oder gar farbig abstrakten Räumen. Es handelt sich bei ihnen nicht um wirklich im Bild abgebildete Räume oder Muster, sondern vielmehr um neuronal ausgelöste Reaktionen. Sharits beschäftigte dieses Phänomen, die subjektive Wahrnehmung des Betrachters sowie das Material des Films und die filmische Anordnung im Raum. Während er diese Aspekte in Filmen wie Ray Gun Virus (1966), N:O:T:H:I:N:G (1968) oder T,O,U,C,H,I,N,G (1968) noch als frontal ausgerichtete Single-Screen-Projektionen im Kino auslotete, wechselte er mit installativen Arbeiten wie Shutter Interface (1975) oder Epileptic Seizure Comparison (1976) in das Galerie-Setting, das mit seiner offenen und flexiblen Struktur die Konstruktion spezifisch auf die Wahrnehmungssituation des Flicker-Effekts zugeschnittener Räume ermöglichte. Er selbst nannte diese Arbeiten locational pieces, in denen, wie Chrissie Iles betont, die Beziehung von Farben im Raum untereinander und die Gegebenheiten der Projektion hervortraten.[1] In Epileptic Seizure Comparison steigerte Sharits die Intensität der Auseinandersetzung noch durch die Erweiterung zu synchron wahrnehmbaren Mehrfachprojektionen und entsprechend räumlich angelegten Feuerwerken auf der akustischen Ebene.

Das in dieser Installation verwendete Material stammte aus medizinischen Filmen, die konvulsivische Anfälle zweier Epilepsiepatienten dokumentieren und ursprünglich dazu dienten, die Gehirnaktivität während der Anfälle zu studieren. Sharits sollte dieses Material in seiner Arbeit nun jedoch in eine neue Form übersetzen, die für den Künstler nicht mehr dokumentarisch war. Er schreibt diesbezüglich:

EPILEPTIC SEIZURE COMPARISON ist der Versuch, Ton- und Lichtrhythmen in einem entsprechend proportionierten Raum so zu organisieren, dass eine Situation entsteht, in der auch Nicht-Epileptiker unter kontrollierten Bedingungen die Gewalt eines Krampfanfalles nachempfinden können. Wenn die Zuschauer den Raum betreten, werden sie ganz vom pulsierenden Licht umschlossen. Der Stereoton schirmt dabei wie eine Mauer den Raum nach außen ab. So entsteht das Gefühl, selbst an dem Anfall, wie ihn die Bilder zeigen, teilzuhaben. [2]




 

Werkdetails
  • Originaltitel: Epileptic Seizure Comparison
  • Datum: 1976
  • Genre: Film

Zugehörige Werke


siehe auch: Werke

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