Hyperion

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Hyperion, Konzert für Licht und Orchester (2006) von Georg Friedrich Haas mit einer Lichtinstallation von rosalie
© Wolf-Dieter Gericke, courtesy Universal Edition

Als Kompositionsauftrag des Südwestrundfunks entstand Georg Friedrich Haas’ Hyperion, Konzert für Licht und Orchester 2006 und wurde im selben Jahr im Rahmen der Donaueschinger Musiktage uraufgeführt. Der österreichische Komponist realisierte damit ein Wunschprojekt, das ihn schon lange beschäftigte: ein Werk zu schreiben für das Musikinstrument Licht. Ausgehend von der Erfahrung, dass pulsierendes, zeitlich strukturiertes Licht als Rhythmus wahrgenommen wird, wirkt dieses für Haas wie ein lautloses Schlagzeug[1], das er in seinem Stück entsprechend einsetzt. So gibt das Licht in Hyperion den zeitlichen Ablauf der Musik vor, dient manchmal als Metronom und übernimmt letztlich die Aufgabe des Dirigenten.

Bis auf die Millisekunde genau legte Haas in der Partitur fest, wann etwas optisch zu geschehen hat, nicht aber was. Abgesehen von Angaben zur Hell-Dunkel-Entwicklung, die durch dynamische Zeichen notiert sind[2], bleibt es der jeweils das Licht gestaltenden Person überlassen, wie sie diese visuelle Stimme in Form und Farbe umsetzt. Zwar ist Haas der Überzeugung, dass durch eine Veränderung von Farben die Wahrnehmung von Klängen beeinflusst wird, doch synästhetische Vorstellungen oder Farbe-Ton-Assoziationen – etwa im Sinne Skrjabins – liegen ihm fern.

Georg Friedrich Haas widmete sein Werk rosalie, der Stuttgarter Künstlerin, die bei der Uraufführung von Hyperion die Lichtrealisation übernahm und hierfür den Veranstaltungsraum mit einem umlaufenden Lichtband aus mehreren Tausend bunt beleuchteten Plastikeimern ausstattete.[3] Im Dialog mit ihr wagte er das grenzüberschreitende Experiment, Klang und Licht gleichberechtigt zu behandeln und beide Komponenten unabhängig voneinander, aber doch in Bezug aufeinander zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen.


Vgl.: Werkeinführung des Komponisten auf der Verlags-Website http://www.universaledition.com.  
Crescendo heißt heller, decrescendo dunkler werden. Bei einer Pause soll es ganz dunkel sein. Siehe z. B. in der Studienpartitur: S. 22f.  
Vor den computergesteuerten Beleuchtungseinheiten an den Wänden saß das in vier Gruppen geteilte Orchester, während sich das Publikum in der Mitte des Raumes frei bewegen und das Licht-Klang-Ereignis auf sich wirken lassen konnte. Vgl. Uwe Schweikert, »Es werde Licht. Installationen von rosalie bei den Donaueschinger Musiktagen und bei ›Norma‹ in Saarbrücken«, in: Opernwelt, Dezember 2006, S. 24.