Kniespiel III

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Still aus Kniespiel III (1990) von Claus Blume
© Claus Blume, courtesy the artist

Kniespiel III ist ein Klassiker unter den Sampling-Montagen. Kurz nach der Entwicklung der ersten Massen-Sampler für elektronische Musik entstanden, ist Kniespiel III ein früher Versuch, diese Musik-Montage-Technik auf das Video zu übertragen und die Möglichkeiten des Videoschnitts, insbesondere Keying und Multilayering, als Kompositionswerkzeuge nutzbar zu machen.[1]

Dabei wird das resultierende Musikstück auf der Basis eines 4/4-Beats aus Samples einer ganz anderen Musik aufgebaut, in diesem Fall die Aufnahme vom Tanz einer Schuhplattlergruppe, die Rhythmen durch das Schlagen auf Lederhosen, auf die Schuhsohlen und in die Hände sowie durch gegeneinander und an den Körper geschlagene Löffel erzeugt.

Die Segmentierung der Volksmusikaufnahme in einzelne Samples, bestehend aus einzelnen Schlägen, Tritten, Klatschern und Löffeltremoli sowie aus Fragmenten einzelner Töne eines Akkordeons und gesanglichen Jodlern, bietet Claus Blume das Material zur Neumontage. So ersetzt der Fußstampfer die Bassdrum im ersten Viertel des Beats, ein Klatscher die Snare im dritten Viertel. Die Löffeltremoli bilden einen durchgehenden Sechzehntel- bis Zweiunddreißigstel-Beat mit Akzenten auf den jeweiligen Vierteln. Weitere Samples werden in dieses Raster so eingestreut, dass Rhythmusvariationen entstehen, die an Two Step erinnern. Das Keying der Figur und die Detailaufnahmen von Fuß, Löffel, Händen usw. vor einem weißen Hintergrund machen das montierte Sampling-Schlagzeug sichtbar. Die Klangerzeuger sind dabei nur so lange zu sehen, wie der jeweils von ihnen hervorgebrachte Klang zu hören ist. Da Musik immer aus einer Schichtung von simultan zu hörenden Klänge besteht, wird von Claus Blume in der Bild-Montage eine entsprechende räumliche Staffelung der mit den Klängen verknüpften visuellen Elemente vorgenommen. Bemerkenswert an dieser Sichtbarmachung und Simultanisierung ist die daraus resultierende neue Videoästhetik, die im herkömmlichen Musikclip keine Entsprechung hat.

Claus Blume versäumt es nicht, sein Ausgangsmaterial zu enthüllen, nutzt diese Aufdeckung aber gleichzeitig als musikalische Steigerungsmöglichkeit und Kadenz. Nachdem zunächst nur der Rhythmus aus den fragmentierten Einstellungen der Klangverursacher montiert wurde, zeigt Claus Blume ziemlich genau in der Mitte des Stücks Schuhplattlertänzer im Ganzen auf einer Bühne vor ländlichem Hintergrund. In diesem Moment ist der Ton original und ungeschnitten. Für einen kurzen Augenblick machen die Akteure gewissermaßen selbst die Musik, nur um direkt darauf wieder als Samplingmaterial zu einer Beatstruktur montiert zu werden. Die vor dieser Offenbarung nur angerissen hörbaren Akkordeon- und Jodlerklänge sind nun in längeren Samples zu hören (und zu sehen), weshalb der Beat fortan weniger technisch klingt und näher am Quellmaterial zu bleiben scheint. Am Ende kehrt Kniespiel III wieder zu den Originalaufnahmen zurück und zeigt den unbearbeiteten Tanz der drei Musiker auf der Bühne, sie jodeln und gehen zusammen nach links ab; Kadenz und Pointe.


Der Sampler im Bereich der Musik ist ein Instrument, das es ermöglicht, Audio-Aufnahmen digital zu speichern und für eine Ansteuerung auf Tastendruck sofort verfügbar und modulierbar zu machen.  


 

Werkdetails

Dieses Werk ist Thema in folgenden Texten