AV-Parameter-Mapping in der Musikvisualisierung

4 Software-Tools

Mittlerweile gibt es eine Fülle unterschiedlichster Software-Tools zur Live-Bilderzeugung in Verbindung mit Sound. Mithilfe verschiedenster Applikationen und Methoden wurden individuelle und originäre Ansätze für die Visualisierung von Musik und Generierung von Bildern entwickelt. In der Handhabung der Software gibt es drei wesentliche Grundarten, wobei jede Software ihre eigenen Vorzüge hat.

USER INTERFACE: Eine grafische Oberfläche ermöglicht es, Bilder und Filme zu bearbeiten und zu mischen. Es werden keine besonderen Programmierkenntnisse vorausgesetzt (z. B. Module8, Isadora).[12]

PATCHES & NODES: Eine grafische Entwicklungsumgebung bietet vorgefertigte Module an, die auf objektorientierte Art zu sogenannten Patches verbunden werden können. Die einzelnen Module haben bestimmte Aufgaben und erzeugen durch ihre Verbindung neue Funktionalitäten. (z. B. MAX/Jitter, Pure Data, vvvv, QuartzComposer) Das Programm vvvv besticht durch hohe Geschwindigkeit im Bereich von 3-D-Effekten in Echtzeit. QuartzComposer wird mit dem Apple-Betriebssystem ab Version Mac OS X 10.4 mitgeliefert.

PROGRAMMIERUNG: Der direkte Einsatz einer Programmiersprache (z. B. Processing/Java, OpenFrameworks/C++ ) ermöglicht jegliche erdenkliche Verknüpfung von Ton und Bild. Das Open-Source-Programm Processing bietet einen schnellen und einfachen Einstieg in die Welt des Programmierens.[13]

Das Open-Source-Konzept hat den Vorteil, dass es eine globale Community gibt, welche die Programme permanent weiterentwickelt und um Funktionalitäten erweitert. Zu jedem Programm findet sich im Internet eine Sammlung an Wissen, die jedem User zugänglich ist und bei der Entwicklung der eigenen Anwendung extrem hilfreich sein kann.

Fortgeschrittene KünstlerInnen erstellen ihr eigenes Instrumentarium für audiovisuelle Performances, indem sie auf vorgefertigtes Material (Modules, Libraries) zurückgreifen und auf neue Art und Weise kombinieren. Wird eine Funktion benötigt, die noch nicht in Form von Modules oder Libraries vorhanden ist, kann diese Funktion selbst programmiert werden – allerdings ist dazu die Kenntnis einer Programmiersprache unumgänglich.

Je eigenständiger KünstlerInnen in die bereits vorgegebenen Elemente der Software eingreifen, diese verändern oder auf ungewöhnliche Modalitäten abprüfen oder sogar zweckentfremden, desto authentischer und individueller wird sich die entstehende Bildebene darstellen. Die österreichische Künstlerin Lia verwendete für viele ihrer frühen Videos das Multimedia-Programm Director, das eigentlich nicht für den Einsatz bei Musikvisualisierungen konzipiert wurde, sondern vielmehr zur Programmierung und Steuerung von interaktiven CD-ROMs angewendet wird. Obwohl Software-Applikationen die Verwendung bestimmter Effekte oder Ästhetiken nahezulegen scheinen, beweisen gerade Lias Arbeiten mit ihrem einzigartigen Stil die mögliche Unabhängigkeit von der eingesetzten Software.

Der französische Künstler David Dessens entwickelte mithilfe von vvvv eine eigene visuelle Formensprache, deren Basis die Superformula von Johan Gielis[14] (eine mathematische Modellierung von Pflanzen) darstellt. Auch Semiconductor[15], ein Künstlerduo bestehend aus Ruth Jarman und Joseph Gerhardt, entwickelte seine eigene Live-Performance-Software Sonic Inc., die es ihnen ermöglicht, Formen und Kompositionen durch Zeichnung und Manipulationen in Echtzeit zu generieren, während der Computer den Soundraum analysiert. In ihrer Arbeit Inaudible Cities konstruiert der Sound auf diese Weise eine ganze Stadt.

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