Audiovisuelle Wahrnehmung

7 Ein Modell der Verknüpfungsebenen

Die hier angeführten Prinzipien der multimodalen Integration und der intermodalen Analogie sind natürlich nur zwei Elemente im Zusammenwirken von Hören und Sehen. Es sei daran erinnert, dass sich unsere Wahrnehmung vor allem durch die komplexe Interaktion aller Sinne in zahlreichen voneinander unabhängigen Prozessen auf unterschiedlichen Ebenen und durch massive Parallelverarbeitung auszeichnet. Auch wenn wir, trotz der wertvollen Beiträge von Neurologie, Physiologie, Psychologie, Soziologie[17] etc. bis heute nur einen kleinen Teil dieser Zusammenhänge verstehen, wird nur selten der Versuch unternommen, es unserer Wahrnehmung gleichzutun und die Informationen unterschiedlicher Stränge in ein stimmiges Gesamtbild zu integrieren. Im Gegenteil wird in der Literatur oft relativ undifferenziert von Synästhesie gesprochen, sobald das Zusammenspiel der Sinne thematisiert wird. Mit diesem Beitrag soll angeregt werden, zumindest genuine Synästhesie, multimodale Integration und intermodale Analogie zu differenzieren, wobei auf assoziative, symbolische und metaphorische Formen der Verknüpfung zwischen den Sinnen nicht weiter eingegangen werden konnte. Diesbezüglich sei auf die Arbeit von Michael Haverkamp verwiesen, der versucht, mit seinem Modell der Verknüpfungsebenen spezifische Mechanismen der Verbindung zwischen unterschiedlichen Sinnesmodalitäten zu systematisieren und speziell für ein synästhetisches Design[18] fruchtbar zu machen. Dieses Modell bietet einen Ansatz dafür, die Reflexion der menschlichen Wahrnehmung auf ein komplexeres Niveau zu heben.

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