An Idyl

Hubert von Herkomer (Urheber)
Lululand (Aufführungsort)
Alice Corkan (Zeitzeuge)

Werkdetails


Werkbeschreibung von Boris von Haken

Das Bühnenwerk An Idyl wurde 1889 an der privaten Kunstschule Hubert von Herkomers in Bushey bei London uraufgeführt. Ausgangspunkt für An Idyl war von Herkomers Ölgemälde After the Toil of the Day, das er anschließend in einer Reihe von Grafiken ausgearbeitet hatte. Daraus entwickelte er ein mehrteiliges musikalisches Bühnenwerk, das die bildnerische Form dreidimensional und mit einer musikalisch begleiteten Handlung realisierte.Von Herkomer verstand die Bühne dabei als eine Erweiterung der Leinwand, die ihm ein viel größeres Arsenal an Gestaltungsmitteln zur Verfügung stellte als jede andere Ausdrucksform: my whole efforts in stage work have been to realise a painter’s view of nature, and that to the fullest.[1]

Es sind zu An Idyl weder Aufführungsmaterialien noch eine Partitur erhalten. Dokumentiert ist das Werk lediglich durch einen Aufsatz von Herkomers[2] sowie durch einen detaillierten Bericht seiner Schülerin Alice Corkan[3]. Nach diesen Quellen beginnt An Idyl mit einer exakten Umsetzung des Bildinhalts der Vorlage. Auf einer engen, holprigen Dorfstraße, eingerahmt von schiefen Fachwerkhäusern, spielen kleine Kinder. Es wird Abend und die Sonne geht langsam unter, zwei Schmiede schlagen auf einen Amboss und geben damit den Grundrhythmus für einen Frauenchor vor. Die Szene wird immer belebter, es erscheint ein alter Mann und beginnt zu erzählen, die Kinder bilden einen Kreis und scheinen ihm zuzuhören. Daraus entwickelt sich eine "simple Story" (von Herkomer): Die schöne Tochter des Schmieds wird von einem Grafen umworben, sie widersteht jedoch der Versuchung und entscheidet sich für ihren Verlobten, einen einfachen Arbeiter.

Die entscheidende Neuerung in diesem Bühnenwerk war die Konzeption von Musiktheater als einem primär bildhaften Vorgang. An Idyl enthält keine narrative Dramaturgie, vielmehr wird die Handlung aus visuellen und akustischen Vorgängen entwickelt. Lichtgestaltung, Pantomime und Geräusche werden dabei zu den zentralen szenischen Darstellungsmitteln. Insbesondere der Beleuchtung maß von Herkomer eine entscheidende Rolle bei der angestrebten Erschaffung einer perfekten Illusion bei:

through the management of lights, the strangest deception can be practised upon our visual organs. […] The real secret of perfect scenic art lies in illusion – in deception – in not allowing the eye of the spectator to see the means whereby the semblance of reality is obtained. [4]

Alle Fußnoten

[1] Hubert von Herkomer, »Scenic Art«, in: The Magazine of Art, 1892, S. 317.

[2] Hubert von Herkomer, »The Pictorial Music-Play: An Idyl«, in: The Magazine of Art, July 1889, S. 316–324.

[3] Alice Corkan, »Professor Herkomer´s Pictorial Music-Play«, in: The Scottish Art Review, Vol. 2, July 1889, S. 41–45.

[4] Von Herkomer, »Scenic-Art«, in: The Magazine of Art, 1892, S. 260.

siehe auch


Werkbiografie
Entstehungszeitraum: 1883–1889 Uraufführung: Bushey/London, 1889

Dieses Werk ist Thema in folgenden Texten

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Titelblatt von An Idyl (1883-89) von Hubert von Herkomer
Scan by George P. Landow
Quelle: http://www.victorianweb.org/art/illustration/herkomer/7.html
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Illustration for the opening scene to An Idyl (1889) von Hubert von Herkomer
Scan by George P. Landow
Quelle: http://www.victorianweb.org/art/illustration/herkomer/8.html
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Illustration for the closing scene of An Idyl (1889) von Hubert von Herkomer
Scan by George P. Landow
Quelle: http://www.victorianweb.org/art/illustration/herkomer/9.html
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